Yakuza

Die Yakuza-Videospielreihe hat trotz mehrerer Versuche weder in den USA noch in Europa eine große Anhängerschaft um sich versammeln können. Doch die wenigen Fans wissen die Serie für ihre Qualitäten zu schätzen. Um Neulinge an die Serie heranzuführen, erschien im Frühjahr 2017 Yakuza 0 – ein Prequel zu allen bisher erschienenen Hauptteilen. Und um diese neuen Fans an die Serie zu binden, erschien am 29. August 2017 auch schon Yakuza Kiwami – ein Remake des PlayStation 2 Originals und inhaltlich eine direkte Fortsetzung zu den Ereignissen aus Yakuza 0. Doch wie sahen die Anfänge der Reihe aus? Wir haben noch einmal die PS2 entstaubt und unsere Memory Cards rausgekramt, um zu schauen, was das Original heute noch zu bieten hat.

   

Nachdem der erfahrene Yakuza Kazuma Kiryū einem jungen Neuling im Clan beim Eintreiben von Schulden geholfen hat, steht ihm eine rosige Zukunft entgegen. Er soll seine eigene Familie im Tojo Clan erhalten und will darauf gemeinsam mit seinen engsten Freunden Akira ‘Nishiki’ Nishikiyama und Yumi Sawamura anstoßen. Doch in dieser schicksalhaften Nacht kommt alles anders als erwartet: Sohei Dojima, Kopf der Dojima Familie, versucht sich an Yumi zu vergreifen, woraufhin dieser von Nishiki erschossen wird. Um seine Freunde zu schützen, nimmt Kazuma das Verbrechen auf sich und lässt die beiden entkommen.
Zehn Jahre sitzt er dafür im Gefängnis und als er endlich entlassen wird, weht im Tojo Clan ein ganz anderer Wind. Nishiki hat sich verändert, Yumi ist spurlos verschwunden und dem Clan sind 10 Milliarden Yen abhandengekommen. Mitten im Chaos rennt ein mysteriöses junges Mädchen namens Haruka durch die Straßen Kamurochos, dem Schauplatz des Spektakels. Kann Kazuma seinen Namen reinwaschen, Yumi finden, das Geheimnis um Haruka lösen und sich letztlich wieder mit Nishiki versöhnen?

Leben und Sterben in Kamurocho

Die Yakuza-Spiele werden gerne mit der Grand Theft Auto Reihe verglichen. Auf den ersten Blick scheint auch alles zu passen: Kamurocho ist ein großes, komplett frei erkundbares Gebiet, angelehnt an den realen Tokioter Stadtteil Kabukichō. Missionsmarkierungen zeigen an, wo die Handlung fortgesetzt werden kann, währenddessen kann man tun und lassen, was man möchte. Auf den zweiten Blick stellt man jedoch fest, dass es sich hierbei nicht um typische Open World-Kost handelt, sondern um ein waschechtes JRPG.
Während man durch die belebten Straßen zieht, wird man immer wieder in Zufallskämpfe verwickelt, in welchen man in bester Beat’em Up-Manier den Gegnern mit seinen Fäusten eines auf den Deckel gibt. Hat man sich lang genug geprügelt ohne selbst zu viele Treffer zu kassieren, füllt man die Heat Leiste auf. Ist diese voll, kann man in bestimmten Situationen besonders in Szene gesetzte Finisher ausführen, die mehr Schaden zufügen. Durch die Kämpfe errungene Erfahrungspunkte investiert man dann die Entwicklung von Kazuma. Verschiedene Fähigkeitsbäume bieten unterschiedliche Vorteile wie mehr Gesundheit, neue Combos oder zusätzliche Heat Moves – man sollte also mit Bedacht aufleveln, um den bevorstehenden Aufgaben und Kämpfen gewappnet zu sein. Um seine Energie zu regenerieren, geht man entweder in eines der vielzähligen Restaurants oder holt sich im Convenience Store um die Ecke Heilgegenstände in Form von Bentos, Spirituosen oder Medizinfläschchen, welche unterschiedliche Zusatzeffekte haben können. Ist einem mal nicht danach die Geschichte voranzutreiben, kann man sich im Batting Center oder im Club SEGA die Zeit vertreiben.

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Originaltitel Ryu ga Gotoku
Erscheinungsjahr 2005 (J), 2006 (EU)
Plattform PlayStation 2
Genre J-RPG, Action
Entwickler SEGA
Publisher (D) SEGA
Spieler 1
USK

Für SEGA war Yakuza ein sehr ambitioniertes Projekt. Um diesem Vorzeigetitel im Westen die besten Chancen auf Erfolg zu garantieren, ist man in die Vollen gegangen: Das komplette Spiel ist englisch vertont worden und bietet neben englischen Untertiteln auch weitere Untertitelsprachen, darunter deutsch. Leider ist die Synchronisation sehr durchwachsen, denn neben einer handvoll guter Sprecher reihen sich zu viele unpassende Stimmen ein. Hörenswertes Highlight ist hierbei die Besetzung von Goro Majima, einem ständigen Widersacher von Kazuma. Mark Hamill (Star Wars) leiht ihm seine Stimme und stellt die restliche Besetzung in den Schatten. Der verrückte Charakter, der gerne binnen zwei Sätzen zwischen purem Wahnsinn und vollkommenem Ernst wechselt, hat vom Ton her gewisse Joker Anleihen, welche sicher nicht von ungefähr kommen.
Und während die technische Seite sich heute auch noch sehen lassen kann, ist es die Kamera, die nur noch schwer zumutbar ist. Yakuza erschien 2005 in Japan und ein Jahr später in den USA und Europa. Zu der Zeit hatten Spiele wie die oben erwähnte GTA-Reihe bereits frei drehbare Kameras. Yakuza setzt stattdessen auf feste Kameraperspektiven, die sehr antiquiert wirken und an frühe Residen Evil-Teile erinnern. Das führt dazu, dass man gelegentlich in eine Straße hineinläuft und durch den neuen Blickwinkel direkt wieder aus dieser hinausgeht. Das führt auf Dauer zu Frust, da zwischen den Szenenwechseln auch immer eine kleine Ladeunterbrechung stattfindet. Was das Spiel dabei so alles laden muss, ist ein Rätsel, ist Kamurocho doch nicht einmal so groß wie das 2001 erschienene Grand Theft Auto III, welches nur beim Wechsel zwischen einzelnen Stadtteilen kurz nachladen musste.
Doch letztlich ist es die Erzählung, welche den Titel so unvergesslich macht. Die sympathischen Figuren, Kazumas Suche nach Antworten und ein Twist nach dem anderen, erzählen eine Geschichte die von vorne bis hinten spannend ist. Immer wenn man meint dem Ende der Reise einen Schritt näher gekommen zu sein, passiert etwas komplett verrücktes, was das Blatt wieder wendet und neues offenbart.

Die Yakuza-Reihe hat mir immer Angst gemacht. Auch wenn jeder Teil seine eigene Geschichte erzählt, so ist es doch wichtig die Charakterentwicklung der vielen, ständig wiederkehrenden Figuren mitzunehmen. Denn anders als im schon oft genannten Beispiel GTA, wird die Handlung nicht immer wieder auf null gesetzt, sondern es baut jeder Teil auf den Geschehnissen der Vorgänger auf. Dank Yakuza 0 gab es den perfekten Einstiegspunkt für mich und danach musste ich direkt mit dem Original weitermachen, so süchtig hat es mich gemacht. Auch wenn es schon etwas länger her ist, dass die PS2 angeschlossen war, so habe ich mich nach ein, zwei Stunden direkt wieder heimisch gefühlt. Das Straßenlayout hat sich in den letzten 12 Jahren kaum geändert, alle Geschäfte sind noch da wo sie sein sollten, es ist, als würde man nach langer Zeit wieder nach Hause kommen. Die Kamera und die durchwachsene Synchro waren mir gelegentlich zwar ein Dorn im Auge, es ist aber nichts was auf Dauer den Spielspaß schmälern würde. Das original Yakuza benötigt aus heutiger Sicht ein wenig Einarbeitungszeit, doch wenn man sich die Zeit nimmt, bekommt man die Grundlage zu sehen, auf der alle Nachfolger aufbauen. Und diese Grundlage ist zeitlos.

 

Makoto

Irgendwie schlägt sich Makoto durchs Leben, arbeitet aber nie in dem Beruf, den er gelernt hat. Doch findet er daneben immer die Zeit für seine große Leidenschaft: Videospiele. Gute Figuren und spannende Geschichten schätzt er sehr, aber oft reicht es ihm schon aus wenn es was zu lachen gibt oder es ordentlich kracht. Für Filme, Manga und Anime räumt er sich gelegentlich auch Zeit ein. Selbsterklärter Slice-of-Life Spezialist.

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Kilroy
Redakteur
11. Oktober 2017 19:20

Die Spiele-Reihe wäre ein Grund, sich eine PlayStation anzuschaffen.
Aber vielleicht erscheint eines Tages eine PC-Umsetzung.
Die Hoffnung habe ich übrigens auch bei Shenmue.