Das Fünfte Element

Mit Valerian und die Stadt der tausend Planeten kann man im 2017er Sommer-Kino zwar einerseits die gefühlt millionste Verfilmung eines Comics sehen, andererseits aber auch wundervolle und bildgewaltige Sci-Fi-Unterhaltung von Kultregisseur Luc Besson. Solltet ihr als Zuschauer daran Gefallen gefunden haben, lohnt es vielleicht 20 Jahre zurückzublicken und sich mit Das fünfte Element Luc Bessons ersten Ausflug in das Sci-Fi-Genre anzuschauen. Lasst euch in die tiefsten 90er entführen, als Bruce Willis noch erfolgreich vortäuschen konnte, Spaß an seiner Arbeit zu haben, Milla Jovovich noch nicht hauptberufliche Zombiekillerin war und Gary Oldman noch sehr viel häufiger Bösewichte gespielt hat.

   

Ägypten im Jahr 1914: Ein Archäologe macht in einem verlassenen Wüstentempel eine bahnbrechende Entdeckung. Einer Inschrift nach wird die Welt alle 5000 Jahre von einer bösen Macht heimgesucht, die das Ziel hat, alles Leben im Universum zu vernichten. Dieses ultimative Böse kann nur durch eine Waffe bestehend aus vier Steinen – denen die vier Elemente Feuer, Erde, Wind und Wasser innewohnen – sowie einem fünften Element – dem ultimativen Krieger, perfekten Wesen und göttlichen Licht – aufgehalten werden. Gerade als der Archäologe mit einem geheimnisvollen Priester und seinem treuen Assistenten Billy (Luke Perry)* auf seine Entdeckung anstoßen will, landet jedoch ein Schiff der Mondoshawan (einer Rasse Obelix-förmiger Steampunk-Aliens), um die im Tempel versteckten fünf Elemente in Sicherheitsverwahrung zu nehmen. 300 Jahre später: Während Ex-Elitekämpfer und Nun-Taxifahrer Corben Dallas (Bruce Willis) nichts anderes vorhat, als sein Taxi ohne Unfall zur nächsten Werkstatt zu fliegen, taucht in den Tiefen des Weltalls das ultimative Böse in Form eines schwarzen Himmelskörpers auf. Trotz der Warnungen des Priester-Astronomen Vito Cornelius (Ian Holm), versucht das Erden-Militär dem Bösen erst mal mit Atomsprengköpfen Herr zu werden. Nachdem dies fehlschlägt, ist die Erleichterung groß, als ein Raumschiff der Mondoshawan um Einlass in das galaktische Territorium der Menschen bittet, um die Waffe gegen das Böse zurückzubringen. Die Freude darüber ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn eine Söldnertruppe im Auftrag des skrupellosen Unternehmers Zorg (Gary Oldman) zerstört das Schiff, bevor es die Erde erreichen kann. Von den Elementen fehlt zunächst jegliche Spur, jedoch können vom Militär aus den Trümmern ein paar lebende – sehr perfekte – Zellen geborgen und mithilfe modernster Technik als eine junge Frau namens Leeloo (Milla Jovovich) regeneriert werden. Leeloo flieht zunächst aus der militärischen Anlage und landet dabei Knall auf Fall in Corbens Taxi.

 Originaltitel Le Cinquième Élément
 Jahr 1997
 Land Frankreich
 Genre  Action, Science-Fiction, Fantasy
 Regisseur  Luc Besson
 Cast  Korben Dallas: Bruce Willis
Leeloo: Milla Jovovich
Jean-Baptiste Emanuel Zorg: Gary Oldman
Vito Cornelius: Ian Holm
Ruby Rhod: Chris Tucker
David: Charlie Creed-Miles
Billy: Luke Perry
 Laufzeit  121 Minuten
 FSK  

Leben gegen Tod und Gut gegen Böse halt

Das fünfte Element verkompliziert Sachen nicht unnötig, indem es sich erst mal mit 300 Jahren menschlicher und intergalaktisch-politischer Entwicklung aufhält oder eine komplexe Psychologisierung seiner Figuren anstrebt. Es ist halt die Zukunft, Taxis fliegen, New York ist noch voller und höher, Wohnraum noch knapper und Bruce Willis spielt als Corben Dallas irgendwie sein eigenes Filmimage des um sich schießenden Helden, der schon das eine oder andere Mal die Welt gerettet hat. Die Guten sind gut und die Bösen sind böse, allen voran Gary Oldman, der als profitgetriebener Zorg auch den pechschwarzen Hitler-Scheitel mit unter die Lippen verschobenem Bärtchen nicht scheut. Anstatt sich in erzählerischem Anspruch zu verlieren, wird im Film lieber erfolgreich versucht, die Figuren und Handlung stromlinienförmig und unterhaltsam in Szene zu setzen. In einer rasanten Abfolge von Ereignissen jagen teilweise vier Fraktionen den Elementen hinterher und reihen in einem Guss erinnerungswerte Szenen und Dialoge aneinander, die komisch (auch dank Chris Tucker als DJ Ruby Rhod), gefühlvoll oder explosiv auf den Showdown zwischen Gut und Böse zurasen.

Nagt das Alter von 20 Jahren an der Zukunft?

Mit älteren Sci-Fi-Filmen ist es manchmal so eine Sache, da besonders digitale Effekte ein paar Jahre später schon altbacken bis peinlich aussehen können. Die am Computer generierten Effekte und Greenscreen-Szenen fügen sich hier allerdings noch recht gut zu einem ansehnlichen und beeindruckenden Gesamtbild zusammen, sodass lediglich diverse Röhrenbildschirme innerhalb des Films sein technisches Alter verraten. Die größte Stärke, was die Optik vom Fünften Element betrifft, liegt genauso wie beispielsweise bei James Camerons Aliens oder der ursprünglichen Star Wars-Reihe (also bevor George Lucas den Filmen dann doch noch mit CGI zu Leibe rückte) bei sehr guter Handwerksarbeit. Concept-Art einer Truppe angeführt von den Comic-Zeichnern Jean Giraud (Blueberry) und Jean-Claude Mézières (Valerian) wurde in großartigen Kulissen, Vehikeln und Masken umgesetzt. Die Kostüme im Film, entworfen von Modegröße Jean-Paul Gaultier, sind sogar nach zwei Jahrzehnten derart abgehoben, dass sie auch irgendwie zeitlos erscheinen und schaffen im Gesamtbild eine originelle Zukunftsvision, die nach sehr viel mehr aussieht, als nach einer Weiterentwicklung der Zeit, in der sie entstanden ist.

* Eine popkulturanthropologische Fußnote zu Luke Perry:

Jüngere Leserinnen und Leser (die nicht Riverdale verfolgen) könnten sich nach dem Film unter Umständen ein paar Fragen stellen, wie: Wer zur Hölle ist Luke Perry und warum ist er in der Titelsequenz mit den anderen Hauptdarstellern, obwohl seine Rolle im Prolog nicht größer ist als die von John Bluthal oder John Bennett, ganz zu schweigen von Said Talidi?! Nun, Luke Perry war Darsteller der in den 90ern überaus populären Fernsehserie Beverly Hills 90210 und hielt damit den Status eines sogenannten Teenieschwarms inne. Als solcher war er sehr beliebt und bekannt und hat Jungs und Mädchen zu quietschenden Lauten der Verzückung animiert, wann immer sein Antlitz erblicket und sein Name erwähnet ward. Für die Generation Twilight sei der Luke Perry von damals vielleicht mit einem Robert Pattinson oder Taylor Lautner vergleichbar. Die Annahme liegt nahe, dass, trotz seiner wenig einprägsamen Minimalrolle, mit seinem populären Namen schlicht zusätzlich die Werbetrommel gerührt werden sollte, um mehr junge Leute in die Kinos zu locken.

Seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, ist Das fünfte Element einer meiner Lieblingsfilme und ich bin froh, dass ich Valerian als Vorwand benutzen konnte, ihn mir nochmal anzuschauen. Es gibt relativ wenig, was ich an den Film auszusetzen habe: Teile der Musik Éric Serras sind wahrscheinlich das einzige, was ich inzwischen gewöhnungsbedürftig finde, wobei diese zugleich auch eins meiner absoluten filmischen Lieblingsstücke aller Zeiten beinhaltet (Stichwort: Diva). Der Film legt großen Wert auf Witz und Unterhaltung, was mir persönlich sehr gut gefällt, und ist optisch immer noch eine absolute Explosion an Kreativität und Eindrücken, die man mit einem Mal anschauen gar nicht alle so wertschätzen kann, wie sie es verdienen. Deswegen kann der Film zwischen Optik und Handlung auch diverse Male angeschaut werden, ohne an Reiz zu verlieren. Sollte man an Valerian seinen Spaß gehabt haben und Das fünfte Element noch nicht kennen, halte ich es für absolut empfehlenswert den Film nachzuholen, nicht nur weil er dem Zahn der Zeit bisher recht gut standgehalten hat, sondern auch weil die Valerian-Comics einen großen Einfluss auf Konzeption und Optik des Films hatten. Und sollte man Das fünfte Element doch schon kennen, kann man damit sehr gut einen Valerian-Besuch abrunden.

Gewaltig. Das ist immer das erste, was mir zu Das fünfte Element einfällt. Gewaltige Häuser, gewaltige Actionszenen, gewaltige Musik, gewalt[tät]ige Feinde. Vom ersten Moment fühle ich mich als Zuschauer in diese schräge Geschichte hineingezogen, bei jedem erneuten Anschauen – und spätestens im New York der Zukunft gibt es dann keine Ausstiegsmöglichkeiten mehr, da hilft nur noch sich zurückzulehnen und zu genießen, wie die Steine ins Rollen geraten, aneinanderstoßen und sich neu ausrichten. Bildlich gesprochen. Die Geschichte ist einfach, da braucht es keine große Aufmerksamkeit, aber die bleibt bei mir ohnehin an den doch schon ziemlich speziellen Charakteren hängen. Mit Zorg latscht da ein Bösewicht durch das Bild, wie er im Buche steht, seltsam unmotiviert und dabei abgrundtief gemein. Leeloo wirkt bei aller Stärke doch so zerbrechlich, besonders als sie erkennen muss, was sich in der langen Menschheitsgeschichte an furchtbaren Gräueltaten zugetragen hat. Dallas Corben leidet unter einer tyrannischen Mutter, da muss man ja zum Helden werden. Und Ruby Rhod nervt unglaublich, aber das tut er auf geniale Art und Weise. Das klingt jetzt nach Schema F, was die Typisierung angeht, das haben wir schon so oft gesehen. Aber das Zusammenspiel der Charaktere macht dann doch den besonderen Reiz aus, den Das fünfte Element für mich hat. Der ganze Film wirkt so, als hätte selbst der letzte kleine mistpockige Außerirdische Spaß beim Dreh gehabt. Zu den mitreißenden Bildern passt das Tempo des Films. Zügig, fast schon zu schnell entwickelt sich die Suche nach den Steinen, in etwa in dem Tempo, in dem Ruby Rhod spricht. Nur in wenigen Momenten wird innegehalten, aber diese Augenblicke sind gut dosiert. Und mit der musikalischen Untermalung bin ich zufrieden, da gibt es Highlights, die einfach grandios sind. Grandios sind auch die Kostüme, mitunter so grandios, dass in mir der Eindruck entsteht, auf einer Modenschau zu sein, die etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Wer sich bei einem Film einfach mal entspannen möchte, nichts gegen Science Fiction und Fantasy hat und auf Bruce Willis als abgerissenen Helden steht, der wird mit diesem Film bestens bedient.

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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Ayres
Redakteur
14. September 2017 15:39

Noch immer nicht gesehen, hält sich hartnäckig auf der Liste der Filme, die ich *irgendwann* mal sehen will. Nachdem ich kürzlich erst Die Mumie-Trilogie nachgeholt habe, habe ich gemerkt, dass ich doch nicht so immun gegen eine 90er Überdosis bin wie gedacht…

Aki
Aki
Redakteur
17. September 2017 10:37

In meinen Augen ein absoluter Kultfilm, den ich in meinem Leben schon so oft gesehen habe, dass ich ganze Passagen mitsprechen kann. Eine Szene bei der ich immer Gänsehaut bekomme ist als Cordon das Konzert von Diva beiwohnt. Der Song ist einfach wunderschön und dazu diese Szenen. *__*