Die Lieblingsbücher 2017 der Redaktion
Unzählige Seiten, Zeilen und Wörter haben wir 2017 verschlungen. Da ist es nicht so einfach, unter allen gelesenen Buchtiteln das Eine hervorzuheben, welches den eigenen Geschmack am besten getroffen hat.
Death March to the Parallel World Rhapsody von Hiro Ainana
2017 habe ich einige Light Novels gelesen und die meisten davon waren Isekai-Storys, also Geschichten, in denen der Protagonist in einer anderen Welt als der unseren landet. Die schiere Menge an Geschichten dieser Art sorgt dafür, dass sich einzelne Vertreter mit einem Alleinstellungsmerkmal präsentieren sollten und bei dieser ist der Dreh- und Angelpunkt, dass der 30-jährige Protagonist in einem Körper landet, der seinem Ich mit 15 Jahren entspricht. Dadurch werden viele der sonstigen Klischees zwar aufgebaut, unser Held, meist Satou genannt, sorgt durch sein wahres Alter aber für erfrischende Momente. Im Laufe des ersten Bandes kommen auch noch einige Charaktere hinzu und die Entwicklung von Satou wird sehr amüsant dargestellt und auch von ihm selbst so kommentiert. Dadurch wird einem auch immer bewusst gemacht, dass sich Satou sehr wohl bewusst wie surreal seine Situation ist, doch statt zu verzweifeln oder zum großen Helden zu werden, will er einfach nur sein Leben in der Fantasy-Welt genießen. Für mich mittlerweile eine meiner Lieblingsreihen und ich bin schon sehr gespannt wie der kommende Anime dem Buch gerecht wird.
Eva und der Zitronenfalter von Susanne Niemeyer
Mich hat ein Buch 2017 besonders berührt, und das war Eva und der Zitronenfalter von Susanne Niemeyer. In diesem Buch werden in 19 Geschichten Frauengestalten aus der Bibel lebendig, und zwar im Hier und Heute. Susanne Niemeyer gibt ihnen ein Gesicht und eine Stimme, und so sucht Eva ihre Unabhängigkeit, geht Maria ganz gelassen Windeln kaufen und kämpft Junia um ihre Weiblichkeit. Ich fand oft Aspekte meiner Selbst in diesen Geschichten, ganz als wäre ich jene, um die es da gerade geht, denn Susanne Niemeyer besitzt die Gabe, mit Worten Bilder zu malen, und sie greift dabei tief ins innerste Wesen der Frau, holt all den Trotz, die Empörung, die Freude, die Erschöpfung, die Angst, die Verletzlichkeit und mehr hervor. Oft gibt es Stellen zum Lachen, wenn Eva sich zum Beispiel eine Ehe zu dritt nicht wirklich vorstellen möchte. Aber es wird auch ausgesprochen, was hinter den Worten der Bibel liegen mag: Die Geschichte von Lots Töchtern spricht eine deutliche Sprache, bereitet Unbehagen, so alt und doch so aktuell, wie sie ist. Und dennoch, ich möchte sie nicht missen, keine dieser Erzählungen.
Freie Geister von Ursula K. Le Guin
Die dritte Übersetzung ins Deutsche, die dieses Buch erfahren hat. Nach Planet der Habenichtse und Die Enteigneten kommt nun Freie Geister mit dem Untertitel „Eine Zwiespältige Utopie“. Die Geschichte handelt von Shevek, einem Physiker, der in einer anarchistischen Gesellschaft lebt. Jene Anarchisten haben sich vor 150 Jahren von ihrem Mutterplaneten losgelöst und sich auf dem unwirtlichen Mond niedergelassen. Sehr durchdacht beschreibt Le Guin mögliche Auswirkungen von Anarchismus auf Sprache, Wissenschaft, Ökonomie ect.. Vor allem das mit der Sprache fand ich dufte. Na jedenfalls scheint auch diese Gesellschaft nach 150 Jahren langsam zu verkommen, in bürokratischer und idieologischer Hinsicht, sodass Shevek als geächteter Verräter zum Mutterplaneten fliegt, um dort seine Forschungen weiter betreiben zu können. Dort geht natürlich die Lutzi ab: Pluralismus, grundverschiedene Herrschaftssysteme, Kapitalismus. Und der unwissende Shevek wird wie ein Trüffel herumgereicht und ausgenutzt. Aus seiner Sicht, die hochintelligent aber auch naiv ist, werden Zustände und Gegebenheiten beschrieben, die einem als Leser zunächst unbekannt vorkommen und unvernünftig, verrückt und/oder verwerflich, aber dann irgendwann fällt der Groschen und man denkt sich: Holy Shit, das ist bei uns ja auch so. Also ein sehr gutes Buch, unterhaltsam und anspruchsvoll.
Der Galgen von Tyburn (Peter-Grant-Reihe) von Ben Aaronovitch
Mein Lieblingsbuch 2017 ist Der Galgen von Tyburn, der sechste Band der Peter Grant-Reihe. Ich bin großer Fan der Bücher und erwarte jeden neuen Band mit Vorfreude. Es ist für mich diese Kombination aus Magie, Zauberlehrling, Polizeidienst und Detektivgeschichte, die die Bücher so besonders macht. Thematisch geht das perfekt ineinander über. Vor allem auch Nightingale ist einfach nur toll und ich liebe es, wenn er mal wieder einen größeren Auftritt spendiert bekommt. Vor allem mag ich es, wie der rote Faden mit dem jeweiligen Fall verwoben wird und man in diesem Band endlich mehr über den Gesichtslosen erfährt. Besonders auch der Schauplatz London ist natürlich super. Ich liebe diese Stadt und habe mich auch dieses Jahr wieder dabei ertappt, wie ich mir öfter dachte: Ah, hier hatte Peter doch einen Fall. Das ist schon ziemlich cool.
Da ich mir für 2017 ein Buchkaufverbot verhängt hatte, um endlich meine alten Sachen zu lesen, die jetzt teilweise schon seit mehr als zehn Jahren im Regal stehen, komme ich auf sage und schreibe nur drei Bücher aus diesem Jahr. Alle drei sind welche, auf die ich sehnsüchtig gewartet habe und genau einer hat mich nicht enttäuscht: Peter Grant! Wie immer kommt er mit einer guten Portion Humor um die Ecke, fesselt mich von der ersten bis zur letzten Seite, um mich dann in die Freiheit zu entlassen, damit ich sofort Ben Aaronvitchs Goodreads Seite stürme und schauen kann, ob der Mann auch ja schon am nächsten Band schreibt! Schlimm! Nachdem wir im vorigen Abenteuer außerhalb von London waren, sind wir nun „back in town“. Das hieß für mich: meine anderen geliebten Figuren sind auch wieder mit von der Party, allen voran Peters Chef „die Nachtigall“ Nightingale. Die Geschichte gefällt mir auch super gut und das nicht nur, weil unsere „Flüsse“ mitgemischt haben, sondern auch, weil es mit dem roten Faden — dem Gesichtslosen — gut voran geht. Es gibt ein paar spannende Kämpfe und Verfolgungsjagden, wie es sich für einen echten Peter-Grand-Fall gehört. Emotional ist auch einiges geboten, gerade am Ende, bei dem ich wissen möchte, wie es weiter geht. Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen: Ich liebe diese Reihe und wann kommt endlich Band sieben!
Aus dem Jahr 2017 habe ich glaube ich auch nur zwei oder drei Bücher gelesen und das Highlight ist definitiv der neue Peter Grant. Das ist für mich auch so eine Reihe wie Harry Potter, bei der man sobald ein neuer Band erscheint, in den Buchladen stürmt und ihn kauft. Ich mag Peter so gerne und natürlich Nightingale. Der Band hat mich alles andere als enttäuscht, es ist viel geboten und es wird nie langweilig. Action, Witz, Abenteuer und auch emotionale Szenen sind in der Geschichte vorhanden. Also für jeden ist etwas dabei und damit die perfekte Mischung. Hoffentlich kommt 2018 der nächste Band und wir können uns wieder gemeinsam mit Peter ins Abenteuer stürzen.
Nachtsturm (Splitterwelten 2) von Michael Peinkofer & Christoph Dittert
Dieser zweite Band hat lange auf sich warten lassen (nämlich fünf Jahre), doch das Warten hat sich gelohnt. Übergangslos geht es nach dem Cliffhanger weiter und ich wollte gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Für Kalliope, Croy und die anderen geht das rasante Abenteuer quer durch die Splitterwelten weiter. So einige Fragen werden beantwortet und der größere Zusammenhang zwischen den beiden Welten wird klar. Natürlich endet es wieder in einem Cliffhanger und ich kann nur hoffen, dass der nächste Band nicht wieder so lange auf sich warten lässt.
Nevernight – The Nevernight Chronicle 1 von Jay Kristoff
Spontankäufe können sehr leicht daneben gehen, aber ab und an trifft man auch ausversehen ins Schwarze. Und was für ein Treffer Nevernight war. Ursprünglich ist der Titel schon 2016 in den USA erschienen, aber im Herbst 2017 hat sich der FISCHER Tor Verlag erbarmt und eine deutsche Auflage herausgebracht. Das Cover sah interessant aus und ich habe in einer Buchhandlung eine Leseprobe in die Finger bekommen. Tatsächlich hat mich die deutsche Version dabei nicht einmal wirklich überzeugen können, aber in einem dieser gewissen ‘Ach was soll’s, ich kauf es trotzdem’-Momente habe ich mir das Original zugelegt. Ausnahsmweise muss ich mein Vergangenheits-Ich loben. Das war eine gute Entscheidung. Dabei wirkt die Geschichte von Nevernight erst einmal gar nicht so spannend. Junges Mädchen, schlimme Kindheit, viel Böses, schwört Rache, bekommt Schattendämonenkatze. Hm, so what? Hier ist vor allem das ‘Wie’ entscheidend. So generisch die Geschichte im ersten Moment wirken mag, glänzt das Buch mit einer wunderbaren Mischung aus Ernst und Humor, der oftmals in anekdotenartigen Fußnoten verpackt wird. Und als wäre das nicht genug, gibt es sogar noch interessante Charaktere obendrauf mit einer spannenden ‘Heldin’ an der Spitze. Und wie gesagt: Schattendämonenkatze. Definitiv etliche Blicke wert, wobei ich die Originalversion empfehle, um das Maximum an Atmosphäre mitzunehmen.
Origin von Dawn Brown
Kunst, Religion, Wissenschaft, Verschwörung. Eine Kombination, die funktioniert. Brown beweist wieder einmal, dass ein Roman zugleich unterhaltsam und lehrreich sein kann. Natürlich wird in Origin nicht an Seitenhieben auf die katholische Kirche gespart, aber es verkommt nie zum bloßen Geprügel. Zumal alle Charaktere vielseitig beleuchtet werden und so in ihrem Handeln und Tun glaubwürdig sind. Ein spannender Roman, den ich jedem empfehlen kann, unabhängig davon, ob er die Vorgänger kennt oder nicht.
Rokka: Braves of the Six Flowers von Ishio Yamagata
Erst zwei von sechs Bänden der Reihe sind von Rokka: Braves of the Six Flowers in den USA erschienen, doch ich war bereits nach dem ersten Band Feuer und Flamme für diese Mystery-Reihe. Sechs Krieger sind dazu bestimmt, das Böse zu besiegen. Dafür kommen die Helden, die einander nicht kennen, an einem Ort zusammen. Doch die Überraschung ist groß: Anstelle von sechs Kriegern, wie es die Legende besagt, treffen sieben Personen aufeinander. Wer spielt ein falsches Spiel? Verdächtigungen, Intrigen und Kämpfe nehmen ihren Lauf. Dabei wechselt die Geschichte in jedem Band in die Perspektive einer anderen Figur, wodurch nicht nur jede Motivation individuell beleuchtet, sondern auch jeder Stein der Geschichte umgedreht wird. Hochspannend!
Das Schwert der Königin (Feuerjäger Band 3) von Susanne Pavlovic
Mein Jahreshighlight 2017 durfte ich bereits im ersten Quartal erlesen: die Rückkehr nach Abrantes zu Krona, Fenrir und all den anderen liebgewonnen Charakteren aus Susannes anderen Büchern. Allen voran Wolfram, mein liebster Spielmann! Die Handlung steigt einige Zeit nach den Ereignissen in Band 2 ein und verbindet nicht nur die Bände der Feuerjäger-Reihemit den Abrantes-Romanen um den Barden meines Herzens und der illustrierten Novelle “Drei Lieder für die Königstochter”. Selten nimmt mich ein Buch so sehr mit wie die Geschichten der Autorin, bei den vielfältigen Handlungssträngen wusste ich manchmal nicht, wo ich überhaupt hinsehen sollte, so sehr hat mich alles interessiert. Die Autorin hat ein Talent, mit Worten eine Stimmung zu erschaffen, die sich einem direkt ins Herz bohrt und man lacht und weint, trauert und freut sich mit den Charakteren. Geprägt ist dieser dritte Band und Abschluss der Trilogie um unsere tapfere, in die Jahre gekommene Schwertkämpferin Krona Karagin vor allem von einem Gefühl: Schmerz. Durch die vorangegangenen Ereignisse haben die Charaktere noch mehr Last auf den Schultern zu tragen und trotzdem schafft es die Autorin immer wieder, einen zum Lachen zu bringen. Bei dem Büchern von Susanne Pavlovic sollte man sich darauf einlassen können, dass immer Melancholie in der Geschichte mitschwingt. Wer sich darauf einlässt, wird aber immer wieder mit einer phantastischen Geschichte belohnt, die gekonnt mit Klischees bricht.
Sword Art Online von Reki Kawahara
Mein Lieblingsbuch ist 2017 definitiv Sword Art Online. Satte drei Jahre hat es gedauert, bis ich den ersten Band lesen konnte und obwohl ich dann im Monat des Erscheinens gar nicht mehr so aufgeregt war, hat mich die Geschichte von der ersten Seite an gefesselt. Kirito und Asuna sind einfach coole Hauptcharaktere und dank der Ich-Perspektive fühlt es sich nicht mehr derart stark so an, als sei Kirito ein absoluter Alleskönner, dem jegliche Fähigkeiten hinterher geschmissen werden und der natürlich nie etwas falsch macht. Dass die meisten Nebengeschichten erst einmal fehlen, hat mich dann auch gar nicht so sehr gestört, immerhin werden diese direkt in Band 2 kommen. Somit ist wenigstens nie der rote Faden verloren gegangen, was beim Anime doch manchmal fast passiert ist. Da hat mir die Novel sogar ein bisschen die stressige Klassenarbeitszeit versüßt, weshalb ich gespannt auf die weiteren Bände der Reihe warte.
Schon wieder Nevernight – The Nevernight Chronicle!!!! Das Cover läuft mir ständig über den Weg und ich finde es extrem schick.
Von der Feuerjäger Reihe hab ich immerhin schon mal Band eins im Regal stehen. Ich bin sehr gespannt, denn Krona kenne ich bis jetzt nur in jungen Jahren aus den Abenteuern von Wolfgang. 🙂
Rokka: Braves of the Six Flowers und Origin möchte ich auch noch lesen. Mal sehen ob es 2018 was wird.
Ich glaube, ich muss mir Death March to the Parallel World Rhapsody und Rokka zulegen, das klingt beides ziemlich gut!
Freie Geister habe ich schon länger auf dem Schirm, wenn mein Stapel ungelesener Bücher (ok, ich gestehe: es ist ein Regal ungelesener Bücher) etwas kleiner (leerer) ist, werde ich mir das auch endlich kaufen.
Nevernight besitze ich bereits und ich liebe diese Coverversio! Die andere gefällt mir überhaupt nicht, das Mädchen sieht gezwungen erwachsen aus und nicht wirklich hübsch gezeichnet – da hat sich meiner Meinung nach der deutsche Verlag die falsche Coverlizenz gehascht. Und ja Mort: ich lese es bald, versprochen!
Was für eine tolle Mischung! “Freie Geister” wollte ich so wie so schon lange mal lesen, hab es mir jetzt bestellt. “Das Schwert der Königin” liegt auch schon hier und wartet daraf endlich gelesen zu werden.
Bei den Krona-Büchern lautet die Devise wirklich: Dranbleiben, es lohnt sich!