Kino’s Journey -the Beautiful World- the Animated Series (Folge 10)

Nach dem Sammelsurium “Allerlei Länder” konzentriert sich Folge 10 von Kino’s Journey -the Beautiful World- the Animated Series wieder nur auf ein Land, das titelgebende “Gütiges Land”. Eine Geschichte, die in der Adaption von 2003 schon vorkam und nun in aktueller Optik erstrahlt.

Kino und Hermes sind wie gehabt auf Reisen. Vom nächsten Stopp haben sie allerdings nur Schlechtes gehört. Die Leute im Land würden Reisende über den Tisch ziehen, servieren schlechte Speisen – falls sie überhaupt ihre Läden öffnen. Ein Land voller Unfreundlichkeit, das alle Reisenden vor einem erneuten Besuch abschreckt. Doch eingetroffen, begegnen sie ausschließlich sehr zuvorkommenden und hilfsbereiten Menschen, die alles tun, um ihnen einen schönen Aufenthalt zu gewähren. Freiwillig meldet sich das junge Mädchen Sakura, um Kino und Hermes durch das Land im Wald am Hang eines Berges zu führen.

Eine Folge mit dreifachem Boden

Erinnert sich noch jemand an Folge 3? Als Kino mit dem Woodsman in der Hand auf der Hängematte saß? Kurz nachdem das Land mit der Mauer versuchte, eben diesen als Gebühr zu verlangen und kurz bevor das fahrende Land im Zylinder durch das Gebirge fuhr. In dieser Folge wird ihr eben dieser Woodsman geschenkt. Und der alter Ladeninhaber, der Kino diesen schenkt, ist niemand Geringeres als der Partner von Kinos Meisterin, den man in Folge 7 bereits erleben durfte. Aber auch abgesehen des Cameos des Partners von Kinos Meisterin, hat die Folge eine Wendung und leise Untertöne zu bieten. Doch von diesen Untertönen geht in dieser Serie durch die Selektion der Geschichten leider einiges verloren. Dass das Land irgendetwas versteckt, merkt man schon gleich zu Beginn, als der Soldat an der Mauer vorsichtig fragt, wie lange Kino zu bleiben gedenkt. Die Antwort (drei Tage) beruhigt ihn. Später gedenkt Kino, da es so toll in dem Land ist, noch länger in dem Land zu bleiben. Die Drei-Tage Regel wurde am Ende der ersten Folge zwar angeschnitten, doch wird in dieser Serie an keiner Stelle gezeigt, was diese Regel darstellt: Kinos Angst, sich zu sehr auf ein Land einzulassen. Es wird nicht einmal gezeigt, dass sie diese Regel überhaupt großartig verfolgt. Das ist eine sehr bedeutende Charakterzeile, die hier leider ohne Kontext verloren geht. Kinos Reaktion auf Sakuras kleiner Tirade, wie andere sie aufgrund ihres Namens ärgern, kann man ohne Kenntnis der nächsten, elften Folge, noch nicht in voller Tragweite erkennen. Doch auch ohne die Untertöne funktioniert die Wendung. Ein Volk, das sich damit abgefunden hat, seinem Ende ohne Gegenwehr entgegen zu sehen und in den letzten Tagen das Beste aus dem Leben zu machen. Es will, so gut es geht, alte Fehler wieder gut machen, um zumindest in Kinos Erinnerung positiv weiter zu leben. Heimatverbundenheit bis in den Tod in aller Konsequenz.

Eine weitere Neuadaption gleichen Materials

Die Geschichte dieses Lands ist auch die Abschlussfolge der 2003er TV-Adaption. Legt man sie nebeneinander, sieht man dieser Folge eindeutig die Budget Sparmaßnahmen an. Vieles wird einfach nur durch gesprochene Dialoge erzählt auf einfachen Standbildern, während die alte Folge das Land durch tatsächliche Interaktionen ins Leben gerufen hat. Die alte Version stellt auch in den drei erzählten Tagen immer wieder klar, dass eine dunkle Wolke über all der Fröhlichkeit der Leute dieses Landes schwebt. Etwas das der Darstellung dieser neuen Version verloren geht. Was sie jedoch eindeutig besser macht, sind die Landschaftshintergründe. Das Land ist hell, von der Schönheit der Natur umgeben mit schönen Panoramabildern. Die Geschichtsstunde als Theaterstück im Freien statt einer Runde durch ein düsteres Museum in der alten Adaption, macht stimmungstechnisch bereits einiges aus. Man kauft es den Bewohnern ab, dass sie dieses schöne Land lieben. Ebenso ist die Referenz zu dem Partner von Kinos Meisterin besser gegeben, da dieser tatsächlich einen Auftritt hat.

Trivia: Kinos Kindheitsgeschichte folgt zwar erst in der nächsten Folge, aber nun sollte sie endgültig als Mädchen geoutet sein. Sakura versucht immerhin, Kino im Kleiderladen ein Kleid nahezulegen. Ansonsten ist ist das eine der Folgen, die zum Vergleichen der alten und neuen Serie einlädt. Doch wie die Serien als Ganzes,  haben die Folgen jeweils einen anderen Fokus. Die alte Version hat den Fokus klar auf die Tiefen von Kinos sonstig eher unergründlichen Charakter gelegt, indem ihrer Kindheitsgeschichte mit dem gütigen Land eine Parallele gegeben wurde. Kino aus 2003 steht absolutes Entsetzen und Erschütterung bis ins Mark ins Gesicht geschrieben, als der Vulkan ausbricht. Sie auf die Knie gezwungen. Sie hat sogar verurteilende Worte übrig für die Erwachsenen, wie etwa Sakuras Eltern, die einfach das Schicksal ihrer Kinder mit den Tod nehmen. Der Vorfall hat sie in ihrer Seele berührt. In der 2017er Version ist ein Schock zu sehen, wie auch Bedauern, aber alsbald auch Resignation und simple Akzeptanz, dass die Dinge sind, wie sie sind. Neu in dieser Version ist (auch im Vergleich zur Vorlage) ihre Selbsterkenntnis, dass sie kein guter Mensch ist. Etwas, dass sie in der Eingangsszene im Wald von Folge 1 bereits andeutet. Am Ende lassen beide Inkarnationen Kinos die Gegend hinter sich und fahren den nächsten Abenteuern entgegen. Aber es ist, als ob man zwei ganz andere Figuren vor sich hat: Eine Kino, die meistens ausdruckslos durch die Länder streift und dabei geradezu vor sich selbst wegrennt und eine Kino, die durch die Welt reist und dies dabei auch in vollen Zügen genießt.

Zu Folge 11

Luna

Luna residiert auf dem Mond mit ihren beiden Kaninchen. Als solche hat sie eine Faible für flauschige Langohren und ist auch nicht um die ein ums andere Mal etwas entrückte Sicht auf die Weltordnung verlegen. Im Bestreben, sich verständigt zu bekommen, vertreibt sie gerne die Zeit mit dem Lernen und Erproben verschiedener Sprachen und derer Ausdrucksformen.

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