Blame!

Wenn Menschen die Kontrolle über die Maschinen verlieren, dann kann es passieren, dass sie nach Jahrhunderten in einer Welt leben, die nicht mehr für sie geeignet ist. In einer unwirklichen Gegend streift der dunkelhaarige Killy auf der Suche nach den Netzwerkgenen herum, welche die Menschheit vor den Maschinen retten können, und trifft dabei auf eine Gruppe von Personen, die seine Hilfe braucht. Für die Umsetzung des Kultmangas von Tsutomu Nihei taten sich Netflix und Polygon Pictures erneut zusammen und konnten ihre Erfahrungen von Niheis Manga Knight of Sidonia optimieren. Wie sich die Filmumsetzung der wortkargen Vorlage geschlagen hat, könnt ihr hier nachlesen, bevor am 23. Februar 2018 die Heimausgabe von Universum Anime herausgebracht wird.

    

Keiner weiß mehr genau, vor wie vielen Jahren es passiert ist. Doch eines ist klar: Früher hatten die Menschen die Kontrolle über das Netzwerk, welches die Maschinen der Stadt steuerte. Ein Virus sorgte jedoch dafür, dass alles aus dem Gleichgewicht geriet und nun, Jahrhunderte später, eine Welt entstanden ist, in der die Menschen vom Aussterben bedroht sind. In dieser trostlosen Stadt aus unendlichen Ebenen hat sich eine Gruppe von Menschen das Überleben in einer sicheren Zone gesichert. Doch die Nahrungsmittel werden knapp, weswegen eine Gruppe Jugendlicher aufgebrochen ist, um etwas Essbares zu finden. In ihren Schutzanzügen — die ihnen den Beinamen Elektrofischer gibt — machen sie sich auf den gefährlichen Weg. Am Ziel angekommen, müssen sie leider feststellen, dass die Nahrungsquelle versiegt ist und sie ungewollt einen Wachturm aktiviert haben. Dieser hetzt sogleich einen Haufen Maschinenwächter mit puppenartigen Gesichtern — sogenannte Vertilger — auf die Eindringlinge. Die kleine Gruppe flieht, doch dabei wird einer nach dem anderen von diesen Killermaschinen getötet. Zuru, die heimliche Anführerin, gerät in Bedrängnis, doch wird sie von einem schwarz gekleideten Mann gerettet. Dieser stellt sich den Überlebenden der Gruppe als Mensch mit Namen Killy vor. Er ist auf der Suche nach Leuten, welche Netzwerkgene in sich haben, mit denen sie die Maschinen wieder unter Kontrolle bringen können.

Ein Wanderer hilft aus

Nachdem der Auftakt der Geschichte einige Erklärungen zur Grundsituation hervorbringt, folgt eine spannende Verfolgungsjagd. Danach bewegt sich die Handlung nach dem Auftauchen von Killy etwas langsamer, aber nicht weniger interessant voran. Da die Gruppe Verluste verbuchte und nichts zu essen gefunden hat, kehrt sie zumindest mit einem Wanderer zurück nach Hause. Die Schutzzone, in dem das Dorf liegt, wirkt auf den ersten Blick nicht so viel anders als die Gebiete, durch die wir Beobachter anfangs gestreift sind. Die vielen Menschen machen es jedoch angenehm, hier zu verweilen. Killy, der sehr wortkarg ist, kommt sogar ein wenig ins Gespräch, da der Dorfälteste, den alle nur Vater nennen, einige Fragen an ihn richtet. Der Zuschauer erfährt so mehr über den Wanderer, der mit seiner Molekular-Schockwellen-Waffe ohne Probleme gegen die Vertilger angekommen ist. Da das Gespräch auch auf die Netzwerkgene kommt, erzählt das Oberhaupt dem Neuling, dass es unterhalb des Dorfes einen Ort gibt, den die Einwohner den „Rostenden Schrein“ nennen. Dort findet Killy die Überreste von Cibo, auf die Mangakenner mit Freude reagieren werden, denn sie ist auch in der Vorlage eine wichtige Figur. Cibo ist Wissenschaftlerin und erklärt unserem Helden und dem Dorfältesten wie sie ihre Probleme lösen können, doch wird dies kein leichtes Unterfangen.

Die Lösung für die Probleme

Für Cibos Plan müssen Killy und einige Dorfbewohner in eine sogenannte Fabrikstätte, die mehrere Tagesmärsche entfernt ist. Da einige Figuren bis hier hin charakterlich vertieft werden, ist dieser Part bis hin zum großen Finale sehr spannend. Es ist klar, dass Probleme auftauchen werden und es mitunter Verluste geben wird. Es stellt sich nur die Frage, wen es erwischen wird! Für Actionfans bedeutet dieser Storyabschnitt spannende Stellen. Man sieht nicht nur Killy erneut in Aktion, sondern auch die Gruppe der Dorfleute, die mitgegangen sind. Die Schutzausrüstung beinhaltet nämlich auch interessante Waffen, mit denen sie sich gut gegen die Vertilger zur Wehr setzten können. Auf dem Weg dorthin erfahren wir auch noch mehr über den Wanderer, der zum Beispiel einen sehr langsamen Stoffwechsel hat und auch sonst sehr übermenschlich wirkt. Es kommt einem nicht nur einmal der Gedanke, dass er kein normaler Mensch ist!

Ein besserer Einstieg

Originaltitel Blame!: Tanmatsu Ikou Toshi
Jahr 2017
Laufzeit 105 Minuten
Genre Action, Science-Fiction
Regisseur Hiroyuki Seshita
Studio Polygon Pictures

Für die Handlung des ersten Blame! Movies entschied sich Vorlagenschöpfer Tsutomu Nihei — der das Drehbuch für den Film schrieb — nicht beim Anfang des Mangas zu beginnen, sondern sich einzelne Storyelemente herauszupicken und diese zu einer verständlichen Handlung zusammen zu setzen. Die Story mit den Elektrofischern — so die Gruppe Menschen, die mit ihren Schutzanzügen auf Essenssuche geht— taucht erst in Band 3 auf. Killy trifft Cibo dafür schon im zweiten Band bei seinem Abenteuer in der Bio-Elektrik. Diese Änderungen sind aber sehr willkommen, da die Geschichte des Films so sehr kompakt ist und mit vielen Erklärungen daherkommt. Anders als der Manga, bei dem man vieles sich selbst zusammen reimen muss. Daher ist der Film ein guter Einstieg in das Blame!-Universum, auch wenn Fans verschmerzen müssen, dass der Blickwinkel etwas geändert worden ist. Im Manga folgen wir dem wortkargen Killy wie ein Schatten durch die labyrinthartigen Gebilde, die die Maschinen — die sogenannten Konstrukteure — unentwegt bauen. Im Film ist er nur einer der Hauptfiguren, was aber daran liegen kann, dass so mehr Gespräche aufkommen. Trotz den vielen Erklärungen gibt es auch hier Dinge, die offen blieben. So injiziert sich unser Held eine grüne Flüssigkeit, mit der er seine Waffe stärker abfeuern kann. Oder was genau Killy nun ist. Im finalen Kampf gegen die Schutzeinheit mit höherer Stufe mit Namen Sakanan, erwähnt diese, dass unser Held diesen Köper dem Feind gestohlen hat! Doch was genau das bedeutet, bleibt in diesem Teil noch offen.

Netflix, Polygon Pictures und Tsutomu Nihei – eine bewährte Kombination

Tsutomu Niheis Animeumsetzung von Knight of Sidonia war für Netflix und Polygon Pictures ein Erfolg. Daher verwundert es nicht, dass sie sich früher oder später auch seinen Kultmanga Blame! vorknöpfen. Allen voran, weil sich diese Geschichte geradezu anbietet, sie in reinem CGI zu erzählen. Da Niehi gelernter Architekt ist, strotzt sein Werk vor beeindruckenden Bauwerken, die gerade am Computer gut nachgestellt werden können. Wer den Film gesehen hat, wird feststellen, dass Polygon Pictures sehr gute Arbeit abgeliefert hat: seltsame Konstruktionen, die sich kilometerweit erstrecken und dabei aus kleinen Stücken zusammengesetzt sind mit einer verschmutzt-zerkratzten Oberfläche. Neben den fließenden Animationen überzeugt auch das Charakter-Design, das vom Schöpfer Tsutomu Nihei selbst entworfen worden ist. Dabei orientierte er sich mehr an seinen für die Master Edtion des Mangas entworfenen Figuren, die allesamt mit mehr Details daherkommen. Umgesetzt wurde seine Arbeit von Yuki Moriyama (Knight of Sidonia). Yugo Kanno (Psycho-Pass) liefert einen Soundtrack ab, der sich mehrerer Genres bedient. So erklingt fast immer, wenn Killy einen Auftritt hat, ein Stück, das gut aus einem Western stammen könnte. Dieses ist mit einem sanften Klavierstück versehen, das die ruhige Aura des Charakters wunderbar einfängt. In den Kampfszenen hingegen erklingen schnelle Töne, die mit elektrischen Klängen untermalt sind.

Auch wenn er nicht viel spricht…

Netflix startete 2017 eine Aktion, in der der Streamingdienst seinem Original-Animetitel im Portfolio eine deutsche Sprachfassung servierte. Daher können Zuschauer den Film neben der japanischen nun auch in einer sehr gelungen deutschen Sychnro anschauen. SDI Media Germany GmbH achtete nicht nur darauf, dass die Begriffe richtig übersetzt, sondern auch passende Sprecher ausgewählt worden sind. Killy, der im Original von Takahiro Sakurai (Yuudai in Tokyo Marble Chocolate) gesprochen wird, wird im Deutschen von Ozan Ünal verkörpert, den Fans als Thomas in den Maze RunnerFilmen hören können. Wobei man sagen kann, dass er nicht viel Arbeit hatte, da Killy ähnlich wie der Terminator auf nicht viele Sprechzeilen kommt. Da hat es Melanie Hinze schon besser. Sie übernimmt die Rolle von Cibo, die im Japanischen von Kana Hanazawa (Hinata Kawamoto in March Comes in Like a Lion) sanft gesprochen worden ist. Die junge Kämpferin Zuru bekommt ihre Stimme im Deutschen von der animeerfahrenen Sprecherin Olivia Büschken verliehen. Black Butler-Fans werden sie aus ihrer Rolle als Elizabeth Midford wiedererkennen. Im Original wird sie von Sora Amamiya gesprochen, die man in Aldnoah.Zero als Prinzessin Asseylum Vers Allusia hören kann. Auch die Nebenrollen sind passend besetzt. Gerade das Dorfoberhaupt Vater wurde mit Peter Flechtner prominent besetzt, da dieser die deutsche Stammstimme von Ben Affleck ist.

Der erste Trailer hat mich echt heiß auf den Film gemacht, da gerade die Optik ganz nach meinem Geschmack war und Killy einfach als coole Socke rüber kam. Außerdem erhoffte ich mir, dass ich mit der Handlung des Films besser klar kommen werde als vom Manga, denn dieser hat leider kaum Erklärungen. Dass man für die Handlung einiges umgestellt hat, stört mich überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Geschichte funktioniert wunderbar, auch wenn ich mir ein klein wenig mehr noch von Killy gewünscht hätte. Ich finde diesen Charakter einfach sehr interessant und noch dazu wurde er im Japanischen mit meinem Lieblingssprecher besetzt! Wobei ich sagen muss, dass es mir schwerfällt, mich zu entscheiden, in welcher Sprachfassung ich den Film schaue. Die deutsche Fassung ist echt sehr gut, auch wenn ich es schade finde, dass Amadeus Strobl (Trunks in Dragon Ball Z) nur in einer sehr kleinen Nebenrolle zu hören ist. Optisch bietet der Film einiges, denn die Bauten und Welten, durch die wir streifen, sehen wirklich interessant aus. Die Vertilger sind mit ihren Puppengesichtern dagegen wirklich gruselig. Denen mag man nicht im Dunkeln über den Weg laufen. Die Story hat mich auch gut gepackt und von den Actionparts her gibt es auch nichts zu meckern. Gerade das Finale lässt sich echt sehen. Das Duell von Killy vs. Sanakan ist nicht schlecht, aber auch wie die anderen ihr Dorf verteidigen, ist spannend gemacht. Etwas merkwürdig empfinde ich nur Cibos Reise zur Regierungsbehörde, denn die wurde optische sehr seltsam dargestellt. An dieser Stelle muss ich übrigens noch sagen, dass mir unsere hellhaarige große Frau leid tut. Am Anfang, als sie von Killy gefunden wird, hat sie immerhin einen Kopf und einen bisschen Oberkörper. Am Ende ist sie jedoch nur noch ein Arm mit Verstand! Vom Regen in die Traufe, sag ich da nur.  Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil. Umso mehr freue ich mich, dass Universum den Film 2018 auf Disk rausbringen wird. Dann kann ich ihn mir endlich ins Regal stellen und ihn dann zum fünften Mal anschauen.

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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